Selten haben wir so viele Nachfragen und zum Teil überraschtes Feedback für ein Produkt bekommen. Dies liegt auch daran, dass die Elektrofinne von Jay Kay polarisiert. Wer braucht denn nun ein Fitnessgerät, das von Strom bewegt wird? Klingt zunächst langweilig. Nach Gummiboot mit Motorantrieb. Die Überraschung kommt auf dem Wasser.

Das StartUp vom Bodensee ist in der Boardsportszene kein Newcomer. Bereits vor einigen Jahren machte die Crew mit der JayKay Elektroachse auf sich aufmerksam. Elektroskateboards gibt es zu hauf. Doch JayKay schaffte es, den Akkublock in die Achse zu implementieren und damit den typischen Aufbau mit fettem Batterieblock unter dem Deck zu umgehen. In Zeiten, in denen das Elektroskateboardfahren als Straftat gesehen wird, durchaus eine gute Wahl. Naheliegend, dass sich die Kressbronner dieses Patent zu eigen und für andere Sportarten nutzbar gemacht haben.
„Es gibt immer zwei Wege zu entscheiden, ob ein Produkt etwas taugt. Vor und nach der eigenen Erfahrung“
Der O-Ton bei den Produktvorstellungen an Stränden und Shops ist immer deckungsgleich.
- So lange ich noch paddeln kann, brauche ich das nicht
- Das ist doch ein Witz oder?
- Wer braucht sowas?
Doch wie gesagt, es gibt zwei Wege über Dinge zu richten. Vor dem Test – oder nach dem Test.
Welches Ziel verfolgt die Elektrofinne?
Der Einsatz dieser Finne verfolgt ein ganz anderes Ziel, wie das von E-Foils oder E-Surfboards ala „Lampuga“. Diese dienen dem Adrenalinkick und dem Erreichen von hohen Geschwindigkeiten. Zudem bedürfen sie einem recht hohen Level an fahrerischem Können. Das Jaykay ist hingegen für alle Könnerstufen nutzbar und perfekt geeignet für lange Distanzen.

Downwinder sind so ein Thema. Sich mit dem Wind und der Strönung zu bewegen und vielleicht sogar die ein oder andere Welle zu schnappen, ist ein Riesenspaß. Dieser vergeht einem recht schnell, wenn man sich auf den Rückweg macht. Der Wind peitscht ins Gesicht, am Horizont erahnt man sein Ziel. Im küstennahen Bereich ist dies das kleinere Problem. Dann kannst du die Luft aus dem Board lassen und Dich auf Wanderschaft begeben. Läuft es nicht so optimal, dann schleppst Du mit dem Hardboard ab. Gegen den Wind. Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie hart es sein kann gegen Windgeschwindigkeiten von 20-25 Knoten anzupaddeln. Der Fluch wird verschluckt von der Atemlosigkeit, die Muskeln fangen an zu brennen und irgendwann schmeißt Du das Zeug wuterbost an Land.
Genau hier kommt diese Finne zum Einsatz. Mit ihr erscheint der Rückweg plötzlich genau so einfach wie der Hinweg. Dosiert – versteht sich, man ist ja des Sports wegen auf dem Wasser.
Die verschiedenen Einstellungen an der Fernbedienung
Die Systemeinstellung der Finne wird von Deiner Leidensfähigkeit diktiert. Während die manuelle Einstellung an der Fernbedienung, das SUP in kleines Motorboot verwandelt, ist für den Sportler der Automatikmodus relevant. Der Antrieb funktioniert in dieser Einstellung nur dann, wenn das Paddel auch genutzt wird. Die wasserdichte Fernbedienung wird an das Paddel geclippt und sorgt dort mittels verschiedener Einstellung für die Motorsteuerung. Bei jedem Paddelschlag sendet der Controller das Signal an den Motor. In der höchsten Einstellung macht sich dies in einem deutlichen Ruck bemerkbar. Montiert wird die Finne übrigens mit einem Adapter, der für US-Bock und Slideaufnahmen vorgesehen ist. Ob die nun auf ein Kaufhaus iSup passen, kann pauschal nicht gesagt werden. Da gibt es mittlerweile viele Aufnahmen. Wobei eine Jaykay Finne in ein Kaufhausboard… Ich baue ja auch keinen Ferrarimotor in einen Trabbi.

Preis:
Der Preis von 699 Euro ist nicht so teuer, vergleicht man diese mit anderen Konzepten. Mit einem Hardboard der Mittelklasse kommt man komplett auf 1.500 Euro, bei iSups ist der Preis um die 1100 Euro. Neben der Preisersparnis kommt ein fetter Pluspunkt auf die Liste. Es werden keine Düsen eingesetzt, die mit Seegras oder ähnlichem Schmodder verstopft werden können.
Fazit:
Eine Liste mit Pro und Contra anzufertigen fällt nicht leicht. Auf der einen Seite ein richtig gutes Konzept, auf der anderen Seite gibt es auch Defizite. Das Tragen des Boards mit montierter Elektrofinne ist gewöhnungsbedürftig. Die Finne sorgt für ein Ungleichgewicht, was bei Hardboards zu Schäden am Heck führen kann. Im Falle eines Sturzes in der Welle geben die 1,4 Kilo zusätzliches Gewicht im Heck ein diffuses Alarmsignal im Kopf aus. Mehr Negatives gibt es eigentlich nicht zu berichten. Abgesehen von dem ein oder anderen Blick, der einen trifft, wenn man mit dem Board über den Strand läuft. Eine Mischung Häme und Unglauben, der sich dann recht schnell in Neugier wandelt. … „das braucht doch keiner“ …
Wir denken schon.