Kitesurfen ist die am schnellsten wachsende Extremsportart der Welt. Aus gutem Grund: Es ist aufregend, schnell zu erlernen und macht vor allem Spaß!
Es kursieren Witze über die Lernkurve des Kitesurfens. „Wie lange braucht man vom Anfänger zum Pro?“ „Drei Tage“. Woher kommt die Annahme, dass Kitesurfing in einer solch schnellen Geschwindigkeit erlernt werden kann? Fakt ist, dass die Lernkurve extrem steil ist. Bedingung ist allerdings – wie bei vielen anderen Funsportarten – ein gewisses Talent. Kitesurfen lernen ist unproblematisch.
Wie fit muss ich sein, um Kitesurfen zu können?
Entgegen der landläufigen Meinung muss man nicht über die Fitness eines Olympioniken verfügen, um Kitesurfen zu können. Dies ist vielleicht der entscheidende Unterschied zum Windsurfen oder gar Wellenreiten. Die Kraftanstrengung ist äußerst gering.
Ich erinnere mich an einen windigen Herbsttag in Pelzerhaken. Wir trugen auf unser Windsurfmaterial über den Parkplatz zum Strand. Auf einer Bank saßen zwei ältere Männer, die auf das Wasser schauten und sich angeregt unterhielten. So wie es Männer halt machen, wenn sie sich bei einem Spaziergang am Sonntagmorgen treffen und über Fußball reden. Wir grinsten noch und sagten: „Guck in 30 Jahren sitzen wir auch so da und reden über das Surfen, weil die Knochen nicht mehr wollen“. Als wir dann auf dem Parkplatz das Rigg aufgebaut hatten und erneut zum Strand liefen, waren die beiden bereits im Neopren und starteten ihren Kite an der Wasserkante.
Aber wie kann es sein, dass alte Männer auf das Wasser gehen, wenn der Wind ruppig ist und dem Windsurfer alles abverlangt? Es sind nicht wirklich die Arme, die beansprucht werden – die Zugkraft des Kites geht durch das Trapez, also ist es der Rumpf, der trainiert wird. Das eigene Körpergewicht hilft den Schirm zu halten.
Das soll nicht heißen, dass es kein Sport ist. Eine gewisse Fitness ist wichtig. Je nach angestrebten Level kann es durchaus zur schweißtreibenden Arbeit werden. Speziell wenn Du Dein Board verlierst und eine Schwimmeinlage startest. Du solltest Dich auf jedem Fall auf dem Wasser wohlfühlen.

Wie viel kostet der Einstieg ins Kitesurfen?
Zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen, die du zum Kitesurfen brauchst, gehören ein Kite, eine Bar und Leinen, ein Trapez und ein Brett. Wenn du eine neue Ausrüstung kaufst, musst du je nach Marke und Ausstattung mit 1800 bis 2500 Euro für die komplette Setup rechnen. Durch Abverkäufe bei Händlern kann mit Sicherheit, der ein oder andere Rabatt geschnappt werden. Support your Local Shop!
Für rund 600 Euro gibt es gebrauchte Kites. Bei gebrauchter Ausrüstung solltest Du auf das Alter schauen. Die Kites haben sich in den letzten Jahren so stark weiterentwickelt, dass es in Bezug auf die Leistung und die Sicherheit einen großen Unterschied zwischen einem neuen und einem 5 Jahre alten Kite gibt. Ältere Kites haben in der Regel weniger De-Power (ein wichtiges Sicherheitsmerkmal) und lassen sich schwerer wieder starten.
Neben dem Kite-Kit brauchst du auch einen Neoprenanzug und vielleicht ein paar Neoprenschuhe sowie einen Helm und eine Schwimmweste. Wenn du neu kaufst, liegst Du hierfür bei etwa 500 Euro. Klar gibt es Günstigeres. Aber in Bezug auf Sicherheit und Komfort solltest Du keine Abstriche machen. Kitesurfen lernen mit schlechtem Material ist keine gute Idee.
Ein weiterer Kostenfaktor und das sollte nicht unbeachtet bleiben: Der Kitekurs. Je nach Schule und angestrebten Könnerlevel kannst du mit rund 400 Euro rechnen.
Wie lange dauert es, Kitesurfen zu lernen?
Nach dem Grundkurs, der in der Regel drei Tage umfaßt, kannst Du schon auf dem Wasser von A nach B fahren. Kitesurfen ist eine der seltenen Sportarten, die viel einfacher ist, als sie aussieht. Wenn du schon mal einen Lenkdrachen geflogen bist und Skateboarding, Snowboarding oder Wakeboarding ausprobiert hast, dürfte es kein Problem sein.
Nach dem Kurs ist Üben angesagt, um das Erlernte zu verinnerlichen. Time on Water – Dinge wie „gegen den Wind Kreuzen“ – man will ja auch wieder nach Hause kommen oder „Wasserstart“ – man will ja nicht den ganzen Tag schwimmen, müssen automatisiert werden.
Wir haben hier die fünf Schritte für ein effektive Lernen aufgelistet.
Kitesurfen lernen – Schritt 1: Trainerkites fliegen
Bevor Du frustriert im Wasser liegst, um die Windfenster kennenzulernen, macht es Sinn mit einem kleinen Trainerkite, der etwa ca. 2-3 m² haben sollte, die Grundlagen des Drachenfliegens zu erlernen. Das spart im Endeffekt Geld, Zeit und Nerven.
In der Regel sind es Modelle mit zwei oder vier Leinen, es gibt auch 3-Leiner-Modelle wie den Ozone Ignition, der eine dritte Leine für die Sicherheit verwendet und 219 Euro kostet. Sei vorsichtig bei sehr starkem Wind, da selbst diese kleine Größe dich von den Füßen heben kann.
Wenn du deine grundlegenden Kite-Fähigkeiten auf einem Trainerkite vor deinen Kitesurfing-Kursen beherrschst, sparst du eine Menge Zeit und Geld, und du kannst ihn später immer noch zum Mountainboarden, mit dem Surfskate verwenden oder ihn an Freunde ausleihen, wenn du auf dem Wasser bist!
Hier ein Video von Kiteworldwide zum Thema Trainerkite
Kitesurfen lernen – Schritt 2: Surfskate oder Longboard
Ist Kitesurfing schwierig zu erlernen? Boardsportarten gleichen sich im Grunde alle ein wenig. Beherrscht Du die eine Sportart, bedeutet es aber nicht zwangsläufig, dass Du eine Wildcard für alle anderen hast, es erleichtert lediglich den Ein- oder Umstieg. In Bezug auf das Kitesurfen ist es so, dass Du Dich wohler fühlst, denn Dein Fokus ist nicht so sehr auf das Gleichgewicht gerichtet und Du Dich mehr auf Manöver mit dem Drachen konzentrieren kannst. Die größte Überschneidung finden wir beim Wakesurfen. Hast Du eine Anlage in der Nähe – dann nutze sie. Fahre soviel Surfskate, Skateboard oder Longboard wie möglich. Das alles führt zu einer extremen Beschleunigung Deiner Könnerstufe.
Kitesurfen lernen – Schritt 3: Youtube und Co.
Videos können eine riesige Hilfe sein, doch sie ersetzen in keinem Fall die Schulung mit einem(r) zertifizierten Trainer/in. Du siehst zwar die Schritte, die nötig sind, doch das reicht natürlich nicht aus. Der Kitesurflehrer macht Dich auf Fehler aufmerksam, die Du wahrscheinlich nicht bemerken wirst. Und kleine Kniffe haben meist einen großen Impact. Dein Interesse am Sport wird jedoch schnell wachsen und Du möchtest alles wissen.
Hier ein paar Youtube-Schlagworte, die Du in die Suche eingeben kannst:
Kiteausrüstung
Starten und Landen des Kites
Body Dragging (einschließlich Body Dragging in Luv)
Wasser-Relaunch und Selbstrettung
Wasserstarts mit dem Kite
in Luv kitesurfen
Richtungswechsel Kitesurfen
Kitesurfen lernen – Schritt 4: Warum Du bei einem qualifizierten Coach lernen solltest!
Altes Sparbrötchen! Hast Dir alles selbst beigebracht? Super. Das denkst Du Dir, während das 12 Quadratmeter-Kite Dich grad in die Stratosphäre katapultiert und Du keine Ahnung hast, was zu tun ist. Sicherheit ist nur einer der Gründe – wenn auch der wichtigste – bei einer der vielen Kitestationen das Kitesurfen auf Sylt zu lernen.
Hinzu kommt, dass sich kleine Fehler in Deine Fahrweise einschleichen, die wenn überhaupt, nur mühselig korrigiert werden können. Das heißt nicht, dass Du begleitend NICHTS machen sollst. Die ersten drei Schritte, die oben aufgeführt sind, helfen Dir dabei Dich beim Lernen zu unterstützen und den Kitekurs wesentlich effektiver zu gestalten. Den Kurs selbst kannst Du damit nicht ersetzen. Die Kiteschulen bieten Dir außerdem die Möglichkeit, aus verschiedenen Materialien das richtige auszuwählen. Du wirst, speziell am Anfang, nicht die ganze Windrange mit Deinem Material abdecken können. Kitetrainer wissen über die Spotbesonderheiten und Dein Können Bescheid und können Dich ausstattenKitesurfen lernen .
Kitesurfen lernen – Schritt 5: Lasse Dich beim Kauf beraten
Aller Anfang ist schwer. Du wirst Deinen Kite mit wachsendem Entsetzen auf den Boden aufschlagen lassen. Klar, der Trainerkite ist robuster und auch nicht ganz so teuer, doch es wird Dir beinahe körperliche Schmerzen zufügen, das gute Stück über den Boden schleifen zu sehen. Ein weiterer Grund für einen Kurs. Denn das Material der Surfschule ist darauf ausgerichtet und kein Kitecoach der Welt wird es Dir übelnehmen, wenn der Kite auf den Strand knallt.
Frag deine Schule nach dem Kurs, ob sie gebrauchte Ausrüstung zu verkaufen hat. Oft haben die Surfstationen ganz gute Angebote. Wenn Du dort einen Kurs absolviert hast, werden die Dudes Dir mit Sicherheit einen Deal vorschlagen, der ok ist. Also benehme Dich gut :). Gebrauchtes Material ist keine schlechte Idee, denn anfänglich wirst Du die ein oder andere Bruchlandung machen.

Warum auf Sylt Kitesurfen lernen?
Videos von Pro´s und Kitesurfschulen zeigen oft Kiten in kristallklaren Lagunen. Warmes spiegelglattes Wasser macht Kiten bei angenehmen 14 -20 Knoten zum Kinderspiel. Laborbedingungen, die Du hierzulande an ein einer Hand abzählen kannst. Die Realität ist Choppy Water, böiger Wind und Wassertemperaturen, die einer Kneipp-Kur ähneln. Es ist schön die Grundlagen unter perfekten Bedingungen beigebracht zu bekommen. Windsicherheit ist wichtig. Denn Du willst Deine Urlaubstage nicht mit dem Warten auf idealen Wind und angenehmen Temperaturen verbringen. Doch unter Umständen sind die Lerninhalte weit weg von dem, was Du später zuhause erleben wirst. Wenn Du ins Ausland fährst, versuche in jedem Fall, an einem Spot zu lernen, der Deinem Homespot am nächsten kommt. Du wirst auch an exotischen Orten lernen können. Der
Dein Heimatspot wird Dich aber vielleicht recht schnell wieder erden – buchstäblich. Das kann einen frustrieren. Ein wichtiger Faktor ist natürlich das Wissen um Wind, Thermik, Strömungen etc. All das wird man dir in Ägypten oder auf den Malediven nicht beibringen können.
Kurse kann jeder anbieten. Ein paar Kites kaufen, ein paar Boards, eventuell noch Neoprenanzüge zum Verleih und schon kann die eigene Schule starten. Lizenzen? Braucht man nicht… Doch halt! Lerne nur bei Schulen, die entsprechend lizensiert sind. Diese Durchlaufen ein bestimmtes Ausbildungsprogramm und sind bestens geschult. Die „wilden“ Schulen mögen das auch sein – weiss man es? Doch spätestens wenn Du dir an irgendeinem Platz der Welt Material leihen willst, wirst Du nach einer Lizenz gefragt. Man übergibt Dir schließlich den Wert eines gebrauchten Kleinwagens.
Kitesurfing-Unterricht auf internationaler Ebene wird von der International Kitesurfing Organisation (IKO) und der VDWS organisiert und kontrolliert. Jede Schule, die diesen Verbänden angeschlossen ist, muss versichert sein und sich an die von der festgelegten Sicherheits- und Unterrichtsstandards halten. Sicherlich gibt es noch andere Verbände, die ähnliche Voraussetzungen anbieten, bei diesen beiden seid ihr aber 100% safe.
Das bedeutet natürlich nicht, dass Schulen, die ohne Mitgliedschaft arbeiten, grundsätzlich schlecht sind – viele Schulen haben sehr gute Gründe dafür, dass sie nicht angeschlossen sind -, aber es ist ein guter Anhaltspunkt dafür, welche Schulen seriös sind und welche eher als Eintagsfliegen gelten können.
Nun, das soll es gewesen sein. Wir sehen uns auf dem Wasser!! Hab Spaß.

Hier noch ein kleiner Auszug zum Thema Kitesurfen aus unserem aktuellen Magazin, das Du hier kaufen kannst.
Eines ist klar: Das Windsurfen ist eng an den Aufstieg des Kitesurfings geknüpft. Die Idee, den Wind zum Wassersport zu nutzen, kann man getrost den Windsurfern zuschreiben. Denn viele Entwickler in der Kiteszene kommen ursprünglich aus dem Stehsegelbereich. Doch wem ist die Erfindung des Kiteboardings wirklich zuzuschreiben?
Der Flugdrache hat eine lange Geschichte, die ihren Ursprung vor Jahrhunderten in China hatte. Und in Europa sollten wir dem Finanzamt Essex-Nord dankbar sein. Im 18. Jahrhundert gab es dort Steuern, die nicht so weit weg sind, von dem, was heute an den Staat bezahlt werden muss. Es gab sogar eine Art Kraftfahrzeugsteuer. Sie war ihrer Zeit weit voraus. In Ermangelung von Motoren wurden die Steuern einfach auf Pferde erhoben. Natürlich rief das Nörgler und Kritiker auf den Plan, jedoch auch findige Tüftler, die dieser Steuer entgehen wollten. So entstand einer der ersten Kiteschirme der westlichen Hemisphäre. George Pocock nutzte ein vier Leinensystem, das den heutigen Systemen nicht unähnlich war. Allerdings benutzte er es nicht, um auf dem Wasser herumzuflitzen. Seine Idee war, dass er gar keine Pferde braucht, um seine Kutsche zu ziehen, sondern den Wind nutzt.
So wurde das Kiten um 1750 zum frühen Steuersparmodell. 1909 überquerte Samuel Cody mit einem Kite und einem kleinen Faltboot aus Leinen den englischen Kanal. Ab diesem Zeitpunkt verliert sich die Geschichte im Weltgeschehen.
Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts änderte der Einfluss von Kevlar in der Leinentechnologie dies. Durch die neuen Leinen schaffte es Ian Day, mit seinem Katamaran auf 40 Stundenkilometer zu beschleunigen. Doch es sollte einem Niederländer vorbehalten sein, das Fundament dessen zu legen, was wir heute als Kitesurfing bezeichnen. 1977 ließ sich Gijsbertus Adrianus Panhuise die Idee patentieren, angetrieben von etwas Fallschirmähnlichen, im Stehen mit dem Kiteboard zu fahren. Wirtschaftlich gesehen, spielte sein Patent nie eine Rolle.
So fristete das Kiten sein Dasein zwischen Eis-Skate, Skiern und selbst gebauten Fallschirmen. Im Laufe der Jahre tüftelten viele Pioniere an der Idee. Bill Roeseler und sein Sohn Cory, Peter Lynn, die Leigagnoux Brüder, Raphaël Salles, Laurent Ness, Raphaël Baruch oder auch Laird Hamilton und Manu Bertin – sie alle trugen einen Teil dazu bei, aus diesem riesigen Stück Kohle einen Diamanten zu formen.

Auf Sylt gibt es einige Wassersportschulen, die diese faszinierenden Sportarten lehren. Aus ganz Europa kommen im Sommer Lehrer an die Nordseeküste, um den Gästen die Sprünge und Kniffe des Kite- oder auch des Wingsurfings beizubringen. Kitesurfen lernen ist auf Sylt kein Problem.
Wir sehen uns auf dem Wasser!
Hier noch ein paar Fragen/Antworten in Kurzversion
Kitesurfen lernen auf Sylt – eine gute Idee!